Jogginghose reloaded: auf dieses Modell kann ich nicht mehr verzichten

Die Jogginghose waren im letzten Jahr im Trend und wird es in diesem Jahr auch bleiben. Mittlerweile kommen immer mehr unterschiedliche Modelle raus. Ich habe ein völlig neues Modell einer Jogginghose kennengelernt, von dem ich nicht gedacht hätte, dass sie die Gemütlichkeit meiner anderen sogar noch überbieten könnte.

 

Gemütlich, gemütlicher, paigh

Gemütlicher geht es wirklich nicht. Es handelt sich um die warme Haremshose von paigh. Und da paigh auf der Website verspricht „die bequemste Hose der Welt in 100% kuscheliger Premium-Bio-Baumwolle“ bin ich neugierig geworden und habe dem Founder Marc Witzky aus Köln ein paar Fragen gestellt um herauszufinden, wie er auf die Idee gekommen ist und was für Tipps er anderen Gründern geben kann, die in der Fair Fashion Branche weiter wachsen wollen. Gerade seine Antwort auf diese Frage hat mich am meisten berührt und gleichzeitig auch motiviert. Die Idee meine eigene Fashon Plattform zu gründen um kleine faire Labels zu zeigen, steht noch ganz am Anfang und seine Tipps zeigen auf was es wirklich ankommt wenn jemand eine Idee hat. Aber lest selbst doch mal rein.

 

 

Interview mit Paigh Gründer Marc Witzky aus Köln

1. Wie ist Paigh entstanden?

Marc hat auf Backpacking Reisen in seinen Semesterferien durch Thailand die Hosen und unseren Produzenten kennengelernt. Er hatte vorher schon den Drang ein Projekt während des Studiums zu starten und als er dann auf seiner Reise den Produzenten getroffen hat, war er so begeistert von dessen fairen Arbeitsprozessen, dass somit die Idee zu paigh geboren war.

2. Was war Eure Motivation?

Selbst etwas zu starten, was unseren Werten und Vorstellungen entspricht und wir Erfahrungen in der Selbständigkeit sammeln können.

3. Warum der Name Paigh?

Marc’s Reisen führten immer wieder in den kleinen Ort Pai, der im Norden Thailands liegt. Er hat sich in diesen Ort und seine Menschen verlieb. Dort hat er auch das erste Mal den Kontakt zum thailändischen Produzenten gehabt. Auf Englisch sagt man, dass Pai in den Highlands von Thailand liegt und aus Pai und Highlands wurde dann: PAIGH. Wir sprechen es übrigens nur [Pai] aus, (scheinen damit aber die einzigen zu sein. )

4. Wie ist die Verbindung zwischen euch allen im Team?

Viele von uns kannten sich untereinander und/oder Marc schon privat und sind zu paigh gestoßen, weil ein Bedarf entstanden ist und man unter Freunden und Bekannten nachgefragt hat, wer helfen kann. So sind wir zu einem kleinen feinen Team zusammengewachsen. Einige von uns kennen sich über ein gemeinsames Bachelor-Wirtschaft & Ökonomiestudium and der Uni Köln. Andere über das Netzwerken bei Start-Up Events. Einige von uns, wie z.B. ich (Nini) haben eine Teilzeitstelle, damit ich noch Zeit habe, an eigenen Ideen zu Arbeiten. Ich habe zuletzt eine Kartenspiel (iConnect -stronger than wifi) entwickelt, um Leute von ihrem Handy fernzuhalten und stattdessen lieber mit den “offline” Leuten direkt vor ihrer Nase eine menschliche Verbindung herzustellen. Außerdem gebe ich noch Kurse für Remote Teams anderer Unternehmen mit den Inhalten „Bucketlist Workshop“ und “Digital Detox“. Niki aus unserem Team befasst sich grade tiefer mit Yoga und hat seine ersten 200 Stunden für die Lehrerausbildung absolviert. Marc & ein Freund zusammen haben übrigens noch ein Hostel in Pai gebaut (Nolo Hub Pai), schwieriges Team in dieser Zeit. Aber sehr cool was die da gemacht haben. Einbinden der Locals für Aktivitäten und den Gästen einfach unvergessliche Abenteuer & Erinnerungen bescheren.

5. Willst Du erzählen was ihr sonst so im Leben machst/gemacht hast?

Marc hatte wirklich schon immer die Vorstellung, was Eigenes zu machen und hat sich all die Jahre immer wieder an verschiedenen Ideen probiert (Shopping-Website für lokale Shops, Reiseapp, erste Hostelbeteiligung vorm Eigenen) und hat auch in seinen Nebenshops immer als Freelancer gearbeitet. Sein Freiheitsgedanke scheint hier recht ausgeprägt zu sein, der das Unternehmertum fördert. Auch finanziell unabhängig werden zu können hat ihn immer gereizt, auch in dem Kontext, dass er mit seinem Input besser meinen Output steuern kann. Und seine Abneigung sehr viel seiner Zeit für Dinge aufzuwenden, die ihm eigentlich gar keinen Spaß machen. Mehrfach vorher schon gescheitert zu sein und damit verbunden viel gelernt zu haben hat bei der Gründung von paigh auch geholfen. Wichtig bei paigh ist aber wie bei so vielen Dingen im Leben: Geduld und Ausdauer! Wir haben als Studenten angefangen mit 1000€ Startkapital und haben jahrelang alles Verdiente immer reinvestiert und mit Studentenjobs und Nebenjobs unser Leben finanziert. Das ging auch nach dem Studium noch weiter so, damit wir mehr Geld zum investieren in der Firma sammeln könnten und können. Marc weiß, dass das ein Glück des Gründen im junge Alter ist und man (oder wir :D) mit sehr wenig zufrieden ist und noch oft keine anderen Verantwortlichkeiten wie Familie hat. Später hat man ggfs. nicht mehr fünf Jahre Zeit, bis man von seinem Unternehmen leben kann. Dafür hat man dann ggf. mehr als 1000€ zum Starten und das kann beschleunigen.

6. Was habt ihr in der Vergangenheit erlebt, was Dir jetzt bei der Gründung geholfen hat?

Marc sagt: “So oder so: Niiiiemals entmutigen lassen, eigene Ideen zu verfolgen – ob finanzieller Natur oder Hobby. Lernen und Erfahrungen sammeln macht doch das Leben aus!”

7. Mich würde eure persönliche Definition von Nachhaltigkeit interessieren

Nur so viel Ressourcen zu verbrauchen, wie unsere Erde uns gesund zur Verfügung stellen kann.

8. Woher kommen die Produkte / Stoffe etc.?

Angefangen haben wir mit eine rein thailändischen Produktion. Mittlerweile haben wir auch noch einen Produktionspartner aus Portugal. Die meisten Viskosestoffe kommen aus Thailand und die meiste GOTS-Biobaumwolle aus Indien.

9. Was ist das Besondere an eurer Mode?

Fair & gemütlich! Wir lieben und leben unseren Slogan. Seit Tag 1 arbeiten wir nur mit fairen Löhnen, was Länder wie Thailand, mit anderen rechtlichen Vorgabe wie wir sie in Portugal oder Deutschland haben, bedeutet: Local living wages nach der Definition von der WFTO (World Fair Trade Organization). Wir sind ganz stolz darauf garantiertes Mitglied der WFTO geworden zu sein und damit der einzige Anbieter dieser Hosen, der diesen Weg gegangen ist. Und dann die Gemütlichkeit! Sich einfach wohlfühlen in der Kleidung die man täglich trägt. Jeder versteht es wirklich, wenn man eine unserer paigh-Hosen trägt. Und das möchten wir für alle Körpergrößen und -formen anbieten und arbeiten stetig daran.

10. Vor welchen Herausforderungen steht ihr gerade?

Die Pandemie-Situation hinterlässt bei den Meisten ja Spuren. Für uns sind es die Herausforderung zwar weniger Nachfrage beim Verkauf zu haben, aber nicht weniger als geplant Produzieren zu lassen, damit die Arbeitsplätze bei den Produzenten nicht gefährdet sind. Dazu kommen extrem stark gestiegene Preise bei den Rohstoffen und den Transporten. Die Kosten des Schiffstransport von Thailand nach Deutschland hat sich verzehnfach (10x!) und ist dabei geblieben. Der Versand nach dem Kauf in unserem Shop wird deutlich teuer (und meistens von uns getragen, weil versandkostenfrei ab 50€). Wir müssen die gestiegenen Kosten eigentlich in unsere Preise einrechnen und Preise erhöhen, doch das wird nicht der Nachfrage helfen. Und viele Menschen in Deutschland und Europa sind nach wie vor vorsichtig und sparen lieber anstatt neue Kleidung zu kaufen. Was auch sehr verständlich ist!

11. Was sind Herausforderunge eines nachhaltigen Labels?

Für uns als kleines Unternehmen sind es auf den Markt bezogen die höheren Verkaufspreise / fehlende Zahlungsbereitschaft. Es wird immer wieder gefragt, wieso nachhaltige Mode denn teurer sein muss. Und grundsätzlich muss sie das ja nicht. Aber wenn die Herstellungskosten der Rohstoffe und die Arbeitskraft mehr kosten und sich das nicht im Endpreis widerspiegelt, dann bleibt weniger bei den Unternehmen hängen. Das können große Unternehmen verkraften, weil andere Einkommensströme existieren und man so einen Marktanteil erobern kann. Für viele neue und junge nachhaltige Unternehmen ist das nicht möglich.  Dann sind Herausforderungen mit der Beschaffung und Kontrolle der Lieferkette immer zu beachten. Hier hilft es sich eigene Systeme zu bauen, um Prozesse zu beschleunigen. Und langfristige Geschäftsbeziehungen aufbauen! Das wurde uns von den „alten Hasen“ schon immer als Rat an die Hand gegeben und ist unserer Meinung nach nicht zu unterschätzen. Vertrauen und gegenseitiger Respekt ist eine sehr wichtige Grundlage um Krisen zu meistern. Und Krisen kommen wenn man nur lange genug am Ball bleibt.

12. Welche Labels inspirieren euch?

Marc’s Tipp: Nudie Jeans! Hab meine erste Nudie 2007 gekauft und damals zum ersten Mal kennengelernt, dass sich ein Unternehmen mit nachhaltiger / fairer Produktion auseinandersetzt. Ich liebe den Denim Style und bin Nudie seit dem treu geblieben und habe deren Entwicklung all die Jahre verfolgt. Zuerst nur als Kunde und später zusätzlich als Unternehmer. Was die in den letzten 10+ Jahren an Verbesserungen in der Produktion und die Transparenz darüber umgesetzt haben ist wirklich großartig. Und es zeigt uns, dass niemand perfekt anfängt und das auch gar nicht erwartet wird, sondern dass man einfach stetig Verbesserungen vorantreiben kann und sich dabei wunderbar treu bleiben kann. Wir haben bei paigh noch einen ganz langen Weg vor uns und Nudie ist eine Inspiration dafür. ArmedAngels hat uns auch inspiriert. Als reine Unternehmerleistung bewertet (und nicht die Produkte/Produktion) ist es auch bemerkenswert was GymShark in die letzten Jahren aufgebaut hat. PS: Holt euch alle nur noch Nudie Jeans – Free Repairs for Life!

13. Was wünscht ihr euch für die nachhaltige Modeentwicklung?

Langfristig denken wir wäre es gut deutlich mehr recycelte Stoff einzubauen und sozusagen eine Art Kreislauf schafft. Status Quo (diese Jahr bei unserem Produktionspartner in Portugal gelernt) kann man keinen Baumwollgarn aus 100% recycelter Baumwolle erzeugen, der sinnvoll für Kleidung nutzbar ist, weil die einzelnen Fasern zu kurz sind. Man mischt immer neue Baumwolle dazu. Aktuell häufig mit 50/50 oder 60/40 Anteil. Wenn wir die nächsten Jahr(zehnte) mehr in Aufbereitungsprozesse investiert wird, werden wir deutlich weniger neue Rohstoff für die Textilproduktion benötigen. In den stoffproduzierenden Ländern, die viel außerhalb Europas liegen, muss viel mehr Umweltschutz und Personenschutz bei der Produktion beachtet werden. Es muss einfach wirtschaftlich Sinn ergeben, eher Stoffe zu recyceln, es muss sich also lohnen. Und es lohnt sich, wenn die Nachfrage dafür steigt und dadurch mehr Geld in die Entwicklung neuer Prozesse fließen kann. Wir sind zuversichtlich.

14. Welchen Tipp würdest ihr anderen Gründern geben?

Marc’s Superhack: Einfach anfangen!!! Das ist der wichtigste aller Tipps meiner Meinung nach. Egal ob du eine Idee oder zehn verschiedenen hast. Fang bei A and und arbeite dich vor. Klappt nicht? Schade, aber was hast du gelernt? Gut. Und jetzt weiter mit der nächsten Idee! Und du musst lernen. Immer. Eine der größten Gaben unserer Zeit ist die einfache Verfügbarkeit von Wissen (Google). Unternehmertum ist so oft nur normaler Menschenverstand und Logik. Wirklich kein Hexenwerk! Alles was man wissen muss, ob Buchhaltung, Steuern, Marketing etc., alles kannst du dir ergooglen und selbst beibringen. Und wenn du noch in einem Angestelltenverhältnis bist dann suche die deinen nächsten Job nicht nach dem Gehalt aus, sondern danach, was du als Nächstes lernen möchtest! Und jaa, wir sind auch nur Menschen. Wir müssen uns auch immer wieder neu motivieren und manchmal überwinden, mit dem Lernen anzufangen. Das finde ich übrigens auch für das Leben allgemein ganz wichtig. Es muss kein Wissen sein, was dich im Job weiterbringt. Du kannst stricken lernen oder dich über Kaffee informieren. Hauptsache lernen. Lernen = geistige Anstrengung = große Zutat für Zufriedenheit. Und nicht aufgeben. Außerdem hilft es sehr sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und Tipps zu holen. Fragen kostet nichts. Und so viele Menschen geben sehr gerne ihre Erfahrungen und ihr Wissen weiter.

 

 

Wie viel kostet diese Jogginghose?

Es gibt die warmen Haremshosen auch als Summer Edition aus leichterem Stoff. Perfekt für die wärmere Jahreszeit. Diese habe ich allerdings noch nicht getestet. Das wäre auf jeden Fall eine gute Alternative für den Frühling. Momentan gibt es 20 % Rabatt auf die Hosen. Es lohnt sich auf jeden Fall mal reinzuschauen. Preislich sind die leichten Hosen gerade ab 35 Euro zu haben und die warmen ab 63 Euro. Ich finde paigh ist hier fair in alle Richtungen.

 

Diese fairen Labels lohnt sich zu kennen

Wenn ihr noch auf der Suche nach einem fair hergestellten und passendem Hoodie seid, dann schaut doch mal hier rein. Kaufst Du gern nachhaltige Kleidung oder würdest Du gern mehr nachhaltige Kleidung kaufen? Dann geht es Dir wir mir. Ich bin immer auf der Suche nach fairer Mode, die mir gefällt und wo auch der Preis passt. Folge mir auf meinem Instagram Account um nichts zu verpassen. Ich freue mich auf Deine Nachrichten.

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