Influencer – Das neue Schimpfwort?

„Influencer“ als Schimpfwort? Vor einigen Tagen bin ich über einen Artikel gestolpert, der einige Tweets von großen Influencern zeigt. Hier „beschweren“ sie sich das sie diese Bezeichnung nicht mehr haben möchten. Was einst das begehrteste Label in den sozialen Medien war, hat eine völlig neue Bedeutung bekommen. So stellt sich mir die Frage: ist „Influencer“ das neue Schimpfwort?

Influencer = Superstar oder Nobody?

Der „Influencer“ seinerzeit war jemand der Dank seiner großen Anhängerschaft mit Status, Popularität und Geld in Verbindung gebracht wurde. Was ist im Jahr 2020 passiert, dass das Wort Influencer sich so gewandelt hat? Oder ist das Image doch gleich geblieben?

Wenn ich darüber nachdenke, kann ich mich auf jeden Fall an einige Situationen erinneren in denen ich auf Veranstaltungen als „Influencerin“ bezeichnet wurde und mir persönlich das Herz fast in die Hose gerutscht ist, da es überhaupt nichts über das aussagt was ich mache. Jahreslanges Studieren und Forschen haben sich in einer Sekunde und mit einem Begriff in Luft aufgelöst und ich fühlte mich wie jemand, der einfach nur mal ein paar Fotos macht und hochlädt. So ist der Begriff Influencer mittlerweile eher eine Beleidigung als ein Kompliment für alle „Creators“ geworden.

Unter dem Deckmantel „Influencer“ werden alle in einen großen Topf geworfen: Fotografen, Künstler, Journalisten, Forscher, Reality Stars oder Sportpersönlichkeiten. Ist es nicht ein wenig beleidigend einem Künstler zu sagen, dass er nur ein Influencer ist? Er schafft und produziert doch viel mehr als das er „nur“ Einfluss nimmt.

Der Begriff „Influencer“ beschreibt in keinster Weise was die Person macht und ruft bei anderen Menschen nur das Bild hervor, dass dieser Mensch sich den ganzen Tag fotografieren lässt, ein Instagram Model ist oder ähnliches. Ein Oberbegriff, der eigentlich nichts Konkretes beschreibt. So wie die Bezeichnung „Autofahrer“. Sagt dieser Begriff doch auch nur das alle auf der Straße in einem Auto unterwegs sind. Jeder allerdings mit einem anderen beruflichen Background, einem anderen Ziel und anderen Erfahrungen. Wer möchte auf einer Party schon ausschließlich als Autofahrer vorgestellt werden.

Wenn ich an einen „Influencer“ denke, ist das für mich persönlich jemand der z.B. seine Bekanntheit bei einer Reality-Show erlangt hat und dadurch eine große Fangemeinde hat. Sein Hauptziel ist es dafür bezahlt zu werden bestimmte Produkte an sein Publikum zu verkaufen.

 

Wieso ist der Name „Influencer“ nichts mehr wert?

Wenn man sich überlegt wie viele Marken und Medienagenturen mit dem Influencer-Marketing angefangen haben, ist das mit einer TV-Kampagne zu vergleichen. Es wurden „Influencer“ ausgewählt und sich sehr auf das „Unboxing“ fokussiert. Diese Personen wurden gebeten die Produkte auf den Kanälen zu entpacken, unabhängig davon was sie sonst so für Themen auf ihren Account haben. Das hat dazu geführt, dass sich die Follower immer mehr gefragt haben ob diese Produkte wirklich gut sind und diese Empfehlung echt ist.

„Influencer“ = Unehrlichkeit?

„Influencer“ mit einer großen Fangemeinde gehen oft nur an bestimmte Orte oder auf Events, wenn sie eingeladen wurden. Sie hinterlassen dann immer eine positive Erfahrung auf ihrem Account, egal ob sie eine haben oder nicht. Ich schaue mitlerweile immer häufiger danach ob es sich um #sponsored Posts oder ähnliches handelt. Auch immer mehr andere Follower schauen mittlerweile bevor sie in ein Restaurant gehen oder ein Produkt kaufen nach Nicht-Influencer-Tags, da sie diese für glaubwürdiger halten.

An Ehrlichkeit mangelt es oft, wenn sich Hashtags wie #gifted oder #invited unter Fotos zeigen. Die Leute haben es immer mehr satt mit Posts bombadiert zu werden, die mit #werbung gekennzeichnet sind. Alle die hier bestehen wollen, müssen ihre eigene Werte überdenken.

Nun ist es an der Zeit nur die Produkte und Dinge zu fördern, die für das eigene Publikum wertvoll sind und hinter denen man selbst auch steht. Dinge, die man selbst kaufen würde. So entstehen echte Beiträge von echten Menschen. Natürlich werden Beiträge von berühmten Leuten, die eine starke Persönlichkeit im Internet haben immer einen großen Einfluss auf ihre Follower haben. Das sinnlose Versenden von Produkten oder das Einladen von Personen muss selektiver erfolgen und nur dann ist es auch ehrlich und authentisch.

In meinen ersten Wochen auf Instagram hat bei mir mal eine Dating App angefragt und ich habe für diese auch Werbung gemacht. Ich bin in einer festen Beziehung und es gab in der App allerdings auch die Möglichkeit Freunde oder Nachbarn zu finden. Am Anfang, dachte ich was für eine tolle Idee. Ich denke auch immer noch das diese Idee super ist, allerdings passt sie überhaupt nicht zu mir und meinem Leben. Ich habe dann immer weiter darauf geachtet nur noch die Produkte zu zeigen, die ich wirklich benutze. Hier findest Du übrigens einen Beitrag zu meinen ersten drei Monaten auf Instagram.

Auch ich bekomme wie viele von euch fast täglich Anfragen von Beauty-Firmen, ob ich die Produkte einmal zeigen möchte und darf diese kostenlos testen. Ist es nicht einfach total unrealistisch sich jeden Tag ein anderes Produkt ins Gesicht zu schmieren? Damit fängt Authentizität bereits an. Wie viele Produkte benötige ich wirklich? Hast Du 15 verschiedene Tagescremes in deinem Schrank und benutzt sie alle? Wenn das der Fall ist, super! Aber die Realität sieht in den meisten Fällen doch anders auch.

Wie kann ich mich nennen?

„Influencer“-Marketing hat sich zu einem echten Schimpfwort entwickelt. Ebenso die ganzen „Influencer“-Plattformen, die über die Jahre wie Unkraut aus dem Boden gewachsen sind. Junge Mädchen werden ins Restaurants eingeladen um das zu posten und zeigen dann nur ihren süßen kleinen Schmollmund auf ihrem Account. Auf Twitter gab es letztens die Diskussion, dass eine Lifestyle-Bloggerin mit 240.000 Followern den Begriff Influencer abschaffen wollte und „Content Creator“ verwenden möchte als Berufsbezeichnung. Meiner Meinung ist das nur Augenwischerei. Wir alle sind doch Content Creator auf den Kanälen. Und da sind wir wieder beim Beispiel mit dem Begriff „Autofahrer“.

Wenn sich aber die „Influencer“ selbst gar nicht mehr Influencer nennen wollen. Was sind sie dann? Was bedeutet der Begriff überhaupt? Laut dem Gabler Wirtschaftslexikon ist ein Influencer eine Person, die aus eigenem Antrieb Inhalte zu einem Themengebiet in hoher und regelmäßiger Frequenz veröffentlicht und damit eine soziale Interaktion initiert. Was ist wenn wir alle akzeptieren, dass wir alle „Influencer“ und Content Creator sind und wir können dann einfach unseren Beruf nennen, wenn wir gefragt werden? Wenn jemand Erzieher ist, bleibt diese Person Erzieher und postet trotzdem das was ihn interessiert. So können wir mit passenden Firmen zusammenarbeiten und bleiben authentisch.

Wer bist Du wirklich?

Hast Du Dir diese Frage auch schon mal gestellt? Findest Du den Begriff „Influencer“ immer noch zeitgemäß? Ich persönlich fühle mich überhaupt nicht als Influencer und bin und bleibe Forscherin in den Bereichen Stadt, Wohnen und Mode. Ich freue mich auf Deine Nachrichten. Auf meinem Instagram Account findest Du mehr von mir.

Deine

 


Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

1 Comment

  • Ged Brown September 6, 2021 at 2:25 pm

    Yup! We recently recorded an „Influencer“ Series of podcasts for our audience and it was only after speaking with our young „influencers“ that I realised that they did not like being referred to in this way! Its hard, as they do have influence and they do influence our dreams, wishes, longings and wants.
    Perhaps Inspirators or Inspirers should be used instead?
    Let me know if think of an apt and appropriate alternative but until then, keep on producing your brilliant content ???

    Reply

Leave a Comment