Wann Du zu alt bist um Neues zu lernen

Acht verschiedene Sprachen sprechen, fünf Musikinstrumente spielen und nicht ständig googeln müssen, weil wir mal wieder die Rechtschreibung für das ein oder andere Wort nachlesen müssen. Klingt verlockend? Irgendwie schon, oder? Ich spreche 2,3 Sprachen. Englisch und Deutsch und ein paar Brocken Französisch und haben vor wenigen Wochen angefangen Gitarre zu lernen. Von den acht Sprachen und fünf Musikinstrumenten bin ich also weit entfernt. Auf das Googeln wie Wörter richtig geschrieben werden, möchte ich gar nicht genauer eingehen… Ich gehöre, unter uns gesprochen, allerdings auch dazu. Wann sind wir also zu alt um Neues zu lernen?

 

 

In den letzten Monaten habe ich mich in meiner Forschungsarbeit „Wohnen im Alter – Altern und sein Erleben“ ausgiebig mit unterschiedlichen Altersgruppen beschäftigt und was mit uns passiert wenn wir älter werden.

Egal, ob es um junge oder alte Menschen geht, außergewöhnliche Leistungen führen regelmäßig dazu, die Erwartungen, die an ein bestimmtes Alter geknüpft sind, zu überdenken oder sogar zu zurückzunehmen sind – sei es eine 17-jährige Friedensnobelpreisträgerin, eine 60-jährige Vierlingsmutter, ein 80-jähriger der den Mount Everest besteigt, oder ein 100-jähriger Marathonläufer.

Trifft das auf uns alle zu? Die fitten Alten stellen mittlerweile kein Phänomen oder eine Ausnahme dar. Hirnforscher, Biologen, Mediziner und Sportwissenschaftler sprechen seit Jahren von der Anpassungsfähigkeit und Wandelbarkeit von Körper und Geist nach Beanspruchung und Training.

Die gute Nachricht ist: ein Verfallsdatum gibt es nicht. So wird immer wieder geschrieben, dass das Gehirn wie ein Muskel funktioniert auch wenn es genau genommen keiner ist. Es besteht nicht aus Myozyten wie die Muskelzellen, sondern aus Millionen von Neuronen, die durch Axone und Dendriten verbunden sind. Dabei gibt es einen entscheidenen Unterschied: Muskeln lassen sich durch Stimulierung trainieren, egal ob wir motiviert sind oder nicht.
Das Gehirn funktioniert auch durch Stimulierung, welche allerdings vor allem durch Begeisterung, starke emotionale Beteiligung an einem Geschehen, einer Sache oder einen Gedanken an eine Tätigkeit hervorgerufen wird. Dabei steht außer Frage, dass die Kräfte im Alter schwinden. Diese Veränderungen – oder zumindest die Auswirkungen – lassen sich aber beeinflussen soweit der Wille besteht, entsprechende Anstrengungen dafür zu unternehmen. Oder wenn die Motivation besteht etwas Neues lernen zu wollen. Wenn z.B. der eigene Mann oder die Frau aus Schweden kommt, ist die Motivation deutlich höher schwedisch zu lernen als wenn wir auf dem Sofa sitzen und uns einfällt das Schweden ein schönes Land ist und es schön wäre die Sprache zu sprechen. Ebenso fällt uns das Durchhalten dann auch viel einfacher. Es ist also in höherem Maße nicht die Biologie, die entscheidend ist wie lebenshungrig wir auf Neues sind, sondern der Lebensstil und die Lebenseinstellung. Das gilt für eine 20-jährige genauso wie mit 30 oder 60 Jahren.

 

 

Irgendwie beruhigend, oder? Um aber wieder auf mein Gitarre und meine persönliche Motivation zurück zu kommen. Ich habe seit langer Zeit die romantische Vorstellung davon einfach irgendwo an den Stränden von Kalifornien zu sitzen und Gitarre zu spielen. Einfach ein paar Lieder spielen zu können und den eigenen Klängen zu lauschen, dazu das Wellenrauschen. Ich sehe das als etwas was ich nur für mich mache. Die Wahrscheinlichkeit das ich jemals ein Video hochladen werde, in dem ich Gitarre spiele ist ziemlich klein. Ich kann mir nämlich heute noch nicht vorstellen, dass ich besonders gut darin sein werde. Das mindert meine Motivation allerdings überhaupt nicht. Wisst ihr auch warum? Weil ich es niemandem zeigen muss. Es ist nicht mein Job, ich verdiene damit kein Geld und habe auch keinen Vertrag mit einem Gitarrenbauer. Es ist nur für mich allein…

Was hast Du zuletzt nur für Dich gelernt? Ich freue mich auf Deine Inspiration hier.

Deine

 

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2 Comments

  • Sonja_bionic Januar 28, 2020 at 7:43 pm

    Hi Tanja,
    dein Post ist wirklich sehr gut geschrieben und stimmt meiner Meinung nach genau. Man ist nie zu alt um etwas neues zu lernen!
    Komischer Weise haben wir einiges gemeinsam. Ich spreche ebenfalls Deutsch, Englisch und etwas Französisch. Da Burgenländisch genau genommen nur ein österreichischer Dialekt ist, zähle ich das mal nicht zu meinen Fremdsprachen. Ich habe dir allerdings mit der Gitarre etwas voraus. Spiele auch Konzertgitarre und kann dich beruhigen. Es sieht schwieriger aus als es ist und da du anscheinend sehr motiviert bist, wirst du bald die ersten Lieder spielen können. Wie du schon in deinem Post geschrieben hast, es kommt auf die eigene Motivation an wie schnell man etwas neues lernt. Wir sehn uns bei Instagram, LG Sonja

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    • tanjavieth Februar 3, 2020 at 10:04 am

      Liebe Sonja, vielen Dank für Deine nette Antwort. Wie witzig, dass wir da etwas gemeinsam haben. ? Ja, ich bin gespannt wie schnell ich voran komme beim Lernen. Ganz liebe Grüße Tanja

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